21.9. bis 01.10.2023

St.Michaelis Eutin Außen

St.-Michaeliskirche Eutin

Die St.-Michaeliskirche in Eutin (Schleswig-Holstein) wurde im 12. Jahrhundert im romanischen Stil erbaut. Seit 1309 war sie Sitz des Kollegiatstifts Eutin. Etwa um dieselbe Zeit erhielt sie einen gotischen Chor. Wann genau die Kirche erbaut wurde, lässt sich nicht sagen. Es wird vermutet, dass Bischof Gerold von Oldenburg/Lübeck zwischen 1155 und 1163 eine hölzerne Kapelle erbauen ließ. Nach Begutachtung der künstlerischen und handwerklichen Merkmale vermutet man, dass der heutige, romanische Bau frühestens 1180 begonnen haben kann und wohl erst unter Bischof Berthold (1210–1230) fertiggestellt wurde. Durch das Aufstreben des Bürgertums im 13. Jahrhundert kam es in der benachbarten Hansestadt Lübeck zu Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern der bürgerlichen und der geistlichen Macht. So flüchtete Lübecks Bischof Burkhard von Serkem mehrfach aus dem Lübecker Dom in seine persönliche Residenz nach Eutin und gründete dort 1309 das Kollegiatstift Eutin, das den Umbau der Michaeliskirche vom romanischen zum gotischen Stil förderte. Damit baute er demonstrativ seine Residenzstadt gegenüber seinem offiziellen Bischofssitz in der Hansestadt aus. Das Kollegiatstift Eutin gewann an Bedeutung.
Das Kollegiatstift Eutin, das Teil des Hochstifts Lübeck war, wurde infolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 säkularisiert – seine Besitzungen wurden ab 1804 durch das neu gebildete Amt Kollegiatstift im Fürstentum Lübeck verwaltet. Die St.-Michaeliskirche war bis 1977 Bischofskirche der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Eutin.

Die Kirche ist ein Bauwerk der Romanik. Sie war ursprünglich in Form einer 40 m langen Basilika erbaut und zeichnet sich so als bischöfliche Stiftskirche aus. Die Michaeliskirche war der größte Kirchenbau in der näheren Umgebung. Ab 1309 wurden Chor und Apsis durch den heute noch existenten gotischen Chor ersetzt. Zur bis heute erhaltenen Ausstattung gehören ein Holzkreuz aus dem 13. Jahrhundert, den Marienleuchter von 1322, einen siebenarmigen Bronzeleuchter von 1444, eine Bronzetaufe von 1511 und das Epitaph des Jakob Brüggemann von 1600. Christian Cassius, fürstbischöflicher Kanzleidirektor und Dekan des Kollegiatstifts, stiftete 1667 den später nach ihm benannten Cassius-Altar mit von Jürgen Ovens gemalten Bildern des Abendmahls (Predella) und der Auferstehung Christi. Der nur in Teilen erhaltene Altar befand sich lange im Ostholstein-Museum Eutin. Seit der grundlegenden Innen- und Außensanierung der Kirche im Jahr 2007 und der Neugestaltung des Altarraums sind beide Gemälde wieder in der St. Michaeliskirche aufgestellt. Bemerkenswert ist ihre hervorragende Akustik, die ideale Bedingungen für die Aufführung von Orgel- und Chormusik bietet.

Die jetzige Orgel wurde 1987 von der Orgelbaufirma Metzler (Dietikon, Schweiz) erbaut. Das Instrument hat 35 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch. Seit ihrer Einweihung im Sommer 1987 zeigt die Metzler-Orgel weit über die Region hinaus ihre Strahlkraft. Das 3-manualige Instrument in klassischer Bauweise und seiner orgelbaulichen wie musikalischen Qualität hat seinerzeit in der norddeutschen Orgellandschaft einen markanten Impuls gesetzt (Harald Vogel: „wichtiger Kontrapunkt in dieser Landschaft“).
Ein besonders schönes Instrument gehört seit 2011 zum Instrumentenschatz der Michaeliskirche: ein weitgehend original erhaltener Flügel der berühmten Klavierbauer-Dynastie Érard aus Paris. Er wurde im Jahr 1878 anlässlich der Pariser Weltausstellung als Sondermodell in kleiner Stückzahl gebaut und zeichnet sich durch einen feinen, modulationsfähigen Klang aus. Der mit 2,80 m Länge große Konzertflügel mit einem für die damaligen Verhältnisse ungewöhnlich großen Tastenumfang (GG – c‘‘‘‘) passt hervorragend in die Akustik der Kirche.
Aus dem Jahr 1988 stammt die Truhenorgel der Firma Orgelbau Becker in Kupfermühle, Schleswig-Holstein. Sie besitzt 4 Register – 8‘, 4‘, 2‘ als Holzregister und Regal 8‘ – und verfügt über eine Transponiervorrichtung (415Hz / 440Hz). Neben der Truhenorgel besitzt die Kirchengemeinde ein weiteres Continuo-Instrument: ein 1-manualiges Cembalo (Zwei 8‘-Register) mit Transponiervorrichtung (415Hz / 440Hz)) aus der Werkstatt von Titus Crijnen/Amsterdam.